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Fairphone-Kopfhörer im Test

Fairphone-Kopfhörer im Test: Die nachhaltigsten Earbuds?

Bei seinen ersten Kopfhörern überhaupt spricht der Hersteller gleich von einer Weltneuheit. Gemeint ist, dass es bei den True-Wireless-Kopfhörern Fairtrade-Gold verwendet wird. Auch davon abgesehen versucht Fairphone nicht nur bei seinen Handys für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Sowohl die Kopfhörer als auch das Lade-Case bestehen zum Teil aus recyceltem Kunststoff. Um vollständig faire Kopfhörer handelt es sich bei den Earbuds nicht, aber wohl um die fairsten, die derzeit auf dem Markt verfügbar sind.

Auch mit der Leistung will Fairphone überzeugen. Eine hybride aktive Geräuschunterdrückung (ANC) ist vorhanden und bei der Akku- und Klangleistung möchte man ebenso oben mitspielen. Wetterbeständig sind die in drei Farben erhältlichen Kopfhörer auch noch.

Um das Ergebnis des Tests vorwegzunehmen: Die Fairphone-Kopfhörer hinterlassen tatsächlich einen ziemlich guten Eindruck. Wer noch keine Earbuds besitzt und auf eine echte Alternative gewartet hat, kann ohne Bedenken zugreifen. Warum das der Fall ist, klären wir im Detail im Test.

Die Fairphone-Kopfhörer in grüner Ausführung.

Inhaltsverzeichnis

Fairphone-Earbuds in der Box: Papier, aber kein Ladegerät

Wie bei Fairphone üblich, wird bei der Verpackung vollständig auf Kunststoff verzichtet. Neben den Kopfhörern und dem Lade-Case lassen sich noch zusätzliche Silikon-Ohrstöpsel in zwei weiteren Größen finden (S und L). Das war es im Grunde auch schon, denn sonst liegt nur noch eine sehr knapp gehaltene Anleitung mit im Paket.

Ein USB-C-Kabel oder ein Ladegerät gehören nicht zum Lieferumfang. Der Hersteller begründet das damit, dass Kunden in der Regel schon Kabel und Ladegerät besitzen, zum Beispiel über ihr Smartphone.

Mitsamt Lade-Case bringen die Kopfhörer 47 Gramm auf die Waage, ein einzelner Earbud wiegt etwa 5 Gramm. Bei den Farben haben Kunden die Wahl zwischen einer schwarzen, grauen und grünen Ausführung. Wir haben uns für die grüne Variante entschieden, passend zu unserem Fairphone 4 (Test).

Lieferumfang der Fairphone-Kopfhörer..
Ohrstöpsel in verschiedenen Größen sind dabei.
Earbuds und Lade-Case kommen zusammen auf 47 g.

Das Alleinstellungsmerkmal der Fairphone-Kopfhörer ist bei den verwendeten Materialien zu finden. Nach Angaben des Herstellers kommen immerhin 30 Prozent recycelter Kunststoff zum Einsatz, sowohl beim Lade-Case als auch bei den Earbuds. Die benötigte winzige Menge Gold stammt laut Fairphone aus Fairtrade-Quellen.

Die Bestandteile (Earbuds, Lade-Box, Ohrstöpsel) können bei Bedarf einzeln nachbestellt werden. Bei Verlust eines Earbuds muss also kein Komplettpaket als Ersatz gekauft werden. Ein Earbud ist übrgens teurer als ein Lade-Case.

Leistung der Fairphone-Kopfhörer: Mit ANC und Bluetooth 5.2

Eines der Highlights der Earbuds betrifft die hybride aktive Geräuschunterdrückung (ANC), die hinzugeschaltet werden kann. So werden Hintergrundgeräusche möglichst ausgeblendet, was gerade in lauten Umgebungen sehr sinnvoll ist. Dazu stehen an jedem Earbud zwei Mikrofone bereit, die Geräusche von außen aufnehmen und quasi neutralisieren. Das geht allerdings auf Kosten der Akkulaufzeit.

Ob ANC ein- oder ausgeschaltet ist, macht in ruhigen Umgebungen keinen Unterschied. Wir würden die ANC-Leistung im Vergleich zu anderen Kopfhörern dieser Bauart als gut bezeichnen, mit Luft nach oben. Gleiches gilt für den Sound-Through-Modus, bei dem Umgebungsgeräusche bewusst durchgelassen werden, um zum Beispiel besser an Gesprächen teilnehmen zu können. Der Modus könnte gerne noch etwas stärker ausfallen.

Bei der Klangqualität haben wir in diesem Preisbereich absolut nichts zu meckern. Die Fairphone-Kopfhörer liefern klare Höhen und tiefe Tiefen, der Sound wirkt insgesamt schön rund. Minimal lauter könnten sie trotzdem sein. Die Mikrofone taugen auch bei Telefongesprächen. Anrufe können direkt an den Earbuds angenommen und beendet werden.

Die Bedienung der Fairphone-Kopfhörer ist intuitiv und benutzerfreundlich. Mit einfachen Berührungen lassen sich Musiktitel abspielen, pausieren oder zum nächsten Track springen. Auch die Lautstärkeregelung funktioniert reibungslos direkt über die Earbuds. Ein weiteres Plus ist die starke Kompatibilität mit verschiedenen Geräten. Sie lassen sich problemlos mit Smartphones, Tablets und mit Computern verbinden, was sie zu einem erwartbar vielseitigen Begleiter im Alltag macht.

Die Earbuds liegen gut im Ohr.
Das Lade-Case fällt etwas größer aus.
Aufgeladen wird per USB-C.

Zur Verbindung mit der Audioquelle – wie ein Smartphone oder ein Notebook – steht Bluetooth 5.2 bereit. Solange die Quelle Bluetooth unterstützt, sind die TWS-Kopfhörer von Fairphone kompatibel. Die Kopplung (das Pairing) funktioniert fix und problemlos. Die Reichweite liegt im Freien bei etwa 10 Metern, in Innenräumen entsprechend etwas weniger. Verbindungsabbrüche oder Stottern konnten wir nicht feststellen.

Bei uns sitzen die Earbuds mit Ohrstöpseln in Größe M angenehm passend und fest im Ohr. Während unseres Tests sind sie kein einziges Mal aus dem Ohr gefallen, auch nicht beim Radfahren. Eine universelle Empfehlung können wir diesbezüglich aber nicht abgeben, dafür sind Ohren einfach zu unterschiedlich.

Neben der M-Variante liegen noch eine kleinere S- und eine größere L-Variante mit im Paket. Die richtige Größe und Passform der Ohrstöpsel sind dabei nicht nur für den Komfort entscheidend, sondern können auch die Klangqualität und die Geräuschisolierung erheblich beeinflussen. Ein gut sitzender Earbud kann das Hörerlebnis deutlich verbessern, indem er Außengeräusche reduziert und einen klaren, unverfälschten Klang liefert. Es lohnt sich also in jedem Fall, die drei mitgelieferten Varianten auszuprobieren. Ist der Druck unangenehm, sind die Ohrstöpsel klein. Bewegen sie sich zum Beispiel beim Kopfschütteln, sind sie zu groß – und können leicht verloren gehen.

Starke Akkuleistung der Fairphone-TWS

Die ziemlich lange Akkulaufzeit hat uns positiv überrascht. Die TWS-Kopfhörer müssen im Schnitt seltener aufgeladen werden als vergleichbare Modelle dieser Preiskategorie. Bei uns haben sie zwischen 5 und 7 Stunden durchgehalten, je nach Nutzungsweise und ANC. Über das Lade-Case können nochmal rund 20 weitere Stunden erwartet werden. Etwa 10 Minuten im Case reichen aus für ca. 1,5 Stunden Musik, ansonsten sind sie nach 1,5 Stunden voll aufgeladen.

Die Earbuds selbst verfügen über Akkus mit einer Kapazität von 45 mAh, das Case kommt auf weitere 500 mAh. Aufgeladen wird per USB-C-Kabel, ein drahtloser Ladevorgang ist nicht vorgesehen.

Obwohl es sich um ein Produkt von Fairphone handelt, lassen sich die Batterien nicht aus dem Gerät entfernen und austauschen. Eine einfache Reparierbarkeit ist anscheinend erst für spätere Modelle vorgesehen. Das ist zwar schade und unerwartet, aber genau so war es beim ersten Fairphone-Handy auch. Der Hersteller repariert eingeschickte Earbuds im Rahmen der Garantie, die über einen Zeitraum von zwei Jahren läuft.

Fairphone-Kopfhörer: Steuerung ohne App

Etwas überraschend hat Fairphone für seine TWS-Kopfhörer keine eigene App entwickelt. So ist es nicht möglich, eigene Einstellungen vorzunehmen oder die Belegung der digitalen Knöpfe zu ändern. Auch in der offiziellen Fairphone-App, die bei Handys des Herstellers vorinstalliert ist, finden die Kopfhörer keine Erwähnung. Mit Firmware-Updates und neuen Funktionen ist entsprechend nicht zu rechnen – eine verpasste Chance, um den nachhaltigen Ansatz der Hardware mit langer Software-Unterstützung zu unterstreichen.

Die Steuerung ist also unverrückbar festgelegt. Ein Tipp auf den linken Earbud macht die Musik leiser, rechts wird sie lauter. Mit einem Doppeltipp rechts werden ANC und Umgebungsdurchlassung an- oder ausgeschaltet. Ein Dreifachtipp lässt das vorherige oder nächste Lied starten. Musik wird automatisch und schnell gestoppt, wenn ein Earbud aus dem Ohr genommen wird. Stecken beide wieder drin, läuft die Musik weiter.

Die Earbuds sind eingesteckt …
… und mit dem Handy gekoppelt.
Vergleich mit den Soundlink Liberty Air 2.
Vergleich der beiden Lade-Cases.

Fazit zu den Fairphone-Kopfhörern: Lohnen sich die Earbuds?

Ja, durchaus. Endlich ist der Anfang gemacht, wenn es um (halbwegs) nachhaltig hergestellte TWS-Kopfhörer geht. Eine echte Alternative zu etablierten Herstellern steht bereit. Was bei Smartphones schon ins Rollen gekommen ist, beginnt jetzt auch bei Kopfhörern – und wieder ist es Fairphone, das diesen wichtigen Schritt wagt.

Selbst wenn das Thema Nachhaltigkeit bei der Kaufentscheidung nicht an erster Stelle stehen sollte, lohnt sich ein Blick auf die Earbuds. Sowohl bei der Klangqualität als auch bei der Akkuleistung können die Fairphone-Kopfhörer in ihrer Preisklasse überzeugen.

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