Shift 6mq im Test
Was leistet das beste Shiftphone? Für wen lohnt es sich? Wir schauen uns das Shift 6mq ganz genau an.
Shift 6mq im Test: Das nachhaltigste deutsche Handy
Die Auswahl ist bei Handys in letzter Zeit sicher nicht kleiner geworden. Heute können wir aber zum Glück nicht mehr nur nach Aussehen, Leistung und Preis filtern. Durch Hersteller wie Shift gerät endlich auch eine andere Komponente ins Blickfeld, die lange Zeit ignoriert wurde: Shift möchte Handys anbieten, die von A bis Z nachhaltig sind.
Nachhaltigkeit bedeutet bei Shift unter anderem, dass Smartphones modular aufgebaut sind. Einzelne Bauteile wie der Akku lassen sich leicht austauschen und Reparaturen können selbst durchgeführt werden. Software-Updates sollen fünf Jahren lang angeboten werden, um die Langlebigkeit zu erhöhen. Hinzu kommt das Versprechen, mit jedem verkauften Shift 6mq ein altes defektes Handy fachgerecht zu recyceln, um Rohstoffe erneut in Shiftphones verwenden zu können.
Um das Ergebnis des Tests vorwegzunehmen: Ein nachhaltigeres und besser ausgestattetes Handy aus deutscher Produktion als das Shift 6mq gibt es nicht. Wenn es ein neues Smartphone sein muss und die genannten Kriterien wichtig sind, dann kann zum Shift 6mq gegriffen werden. Alle weiteren Details klären wir im folgenden Test.
Inhaltsverzeichnis
Shift 6mq in der Box: Mit Hülle und Schraubendreher
Wie nicht anders zu erwarten, verzichtet Shift bei den Verpackungsmaterialien auf Plastik. Auch beim Papier wird gespart, denn ein Benutzerhandbuch steht nur online zur Verfügung. Neben einer kurzen Mini-Anleitung gibt es das ausgedruckte Pfandzertifikat über 22 Euro. Diese Summe erhalten Kunden zurück, wenn sie für das Handy keine Verwendung mehr haben und es an Shift zurückschicken. Ansonsten liegt noch Werbung für den Mobilfunkanbieter WEtell und die Suchmaschine Ecosia im Paket.
Auf ein Ladegerät wird verzichtet. Kunden müssen also bereits eines besitzen oder sich zusätzlich damit eindecken. Ein kurzes USB-C-Kabel gehört aber mit zum Lieferumfang, ebenso wie ein kleiner Torx-Schraubendreher. Damit lassen sich die Komponenten des Handys aus dem Gehäuse nehmen. Um die Rückseite oder den Akku des Shift 6 mq zu entfernen, wird kein Schraubendreher benötigt.
Beim Material der Rückseite hat sich Shift für Plastik entschieden, das nach eigener Aussage „zu Teilen“ aus recycelten Kunststoffen besteht und auch in Zukunft wiederverwendet werden kann. Shift gibt ebenfalls an, dass in den Handys kein Tantal (aus Coltanerz) Verwendung findet.
Mit 202 Gramm ist das Shift 6qm kein ausgesprochenes Leichtgewicht, wiegt aber weniger als zum Beispiel das Fairphone 4. Das Handy besitzt Abmessungen von 157,9 x 76,4 x 9,7 mm. Eine Displayschutzfolie aus Panzerglas (9 Euro) ist bereits aufgetragen.
Übrigens: Die „6“ im Namen steht für die Displaygröße, das „m“ für modular und das „q“ für den Qualcomm-Prozessor.
AMOLED statt LCD: Design und Display des Shift 6mq
Die Bilddiagonale des Shift 6mq ist auf 6 Zoll gewachsen. Vielleicht noch wichtiger: Es handelt sich um ein schönes AMOLED-Display, bei dem schwarze Inhalte auch natürlich dargestellt werden. Anders als bei günstigen LC-Bildschirmen wird hier sogar Strom gespart, da keine Hintergrundbeleuchtung nötig ist. Das sieht nicht nur besser aus, sondern kann auch die Akkulaufzeit erhöhen.
Beim 18-zu-9-Display des Shift 6qm hat sich der Hersteller für eine Bildwiederholrate von 60 Hz entschieden. Das bedeutet, dass sich der Bildinhalt 60 Mal in der Sekunde aktualisiert. In der Preiskategorie des Handys haben sich bei anderen Herstellern aber bereits 90 oder 120 Hz etabliert. Das sorgt für ein noch flüssigeres Scrollen, benötigt aber auch mehr Energie.
Bei den Gehäusefarben haben Kunden keine Auswahl, denn das Shift 6mq steht einzig in einer schwarzen Ausführung bereit. Von vorne betrachtet fallen die seitlichen Rahmen schmaler aus als der obere und untere.
Der Bildschirm wird nicht von einer Frontkamera unterbrochen, diese befindet sich stattdessen ganz klassisch oberhalb des Displays, wo auch die Hörmuschel zu erkennen ist. Unten am Gerät ist der USB-C-Anschluss neben zwei Lautsprechern zu finden. Diese bieten nicht außerordentlich viel Volumen, gerade bei basslastiger Musik. Auch die maximale Lautstärke hält sich ziemlich im Rahmen.
Oben am Shift 6mq befindet sich der Kopfhöreranschluss im 3,5-mm-Format. Drahtlose Kopfhörer oder externe Lautsprecher können über Bluetooth 5.0 mit dem Handy verbunden werden.
Auf der rechten Seite ist noch der Power-Button und darunter die Lautstärkewippe zu finden. Der Fingerabdrucksensor ist nicht im Display, sondern hinten am Shift 6mq zu finden. Einmal eingerichtet, entsperrt er das Handy sicher und angenehm schnell. Ein Passcode (eine Ziffernfolge) kann alternativ zur Entsperrung verwendet werden.
Zum Display sei positiv erwähnt, dass die Lesbarkeit auch bei viel Sonnenlicht nicht leidet. Das Handy kann also nicht nur in Innenräumen, sondern auch draußen ohne Schwierigkeiten verwendet werden. Es strahlt ziemlich hell. Auch aus spitzem Winkel bleiben Details erkennbar. Ein Farbstich ist uns nicht aufgefallen. Falls der Bildscirm trotz Schutzolie unreparierbar in die Brüche gehen sollte: Für ein Ersatz-Display verlangt Shift 110 Euro.
Der Bildschirm könnte gerne etwas schneller sein. Was damit gemeint ist: Hin und wieder ist ein gewisses Nachziehen zu spüren, wenn große Bilder oder besonders hoch auflösende Videos dargestellt werden. Das Handy gönnt sich trotz eigentlich starker Hardware hin und wieder eine Gedenksekunde.
Licht und Schatten bei Foto- und Videoqualität des Shift 6mq
Obwohl das Shift 6mq auf eine optische Bildstabilisierung verzichtet, kann die verbaute Dual-Kamera ausgerechnet beim Zoom punkten. Details und Farben bei herangezoomten Aufnahmen bleiben realistisch erkennbar, Fotos erscheinen nicht verwackelt.
Ganz wie das Fairphone 4 kann sich auch das Shift 6mq nicht als herausragendes Foto-Smartphone behaupten. Bei eher schwierigen Lichtverhältnissen können weder Fotos noch Videos überzeugen. Bei Außenaufnahmen mit viel Sonnenschein sind hingegen durchaus brauchbare Ergebnisse zu erwarten. Ein nachhaltig angelegtes Handy mit herausragender Kamera ist uns leider auch nach dem Test des Shift 6mq noch nicht untergekommen. Im Vergleich zum Shift 6m hat es dennoch einen spürbaren Leistungssprung gegeben.
Hier ein paar unveränderte Innenaufnahmen, mit dem Shift 6mq aufgenommen:
Und hier noch Außenaufnahmen, ebenfalls unverändert von der Kamera genommen:
Im Format von 4:3 kommen Fotos auf eine effektive Auflösung von 15,9 MP, bei 16:9 sind es 11,9 MP. Etwas kurios ist, dass der Sucher der Kamera einen leicht falschen Bildausschnitt zeigt, wenn 16:9 als Bildformat eingestellt ist. Hier sollte der Hersteller mit einem Software-Update nachhelfen.
Videos sind mit einer 4K-Auflösung (UHD) bei 30 Bildern pro Sekunde möglich, eine Rauschunterdrückung und eine digitale Bildstabilisierung lassen sich hinzuschalten, was in jedem Fall empfehlenswert ist. Wie bei Fotos ist viel natürliches Licht nötig, um anständige Videos zu erhalten.
Akku, Leistung und Speicher des Shift 6mq
Während die Akkukapazität bei Nachfolgemodellen eigentlich steigen sollte, hat Shift einen anderen Weg eingeschlagen. Die Batterie des Shift 6mq bietet nicht 4.242 mAh wie der Vorgänger, sondern nur noch 3.850 mAh. Warum die Kapazität kleiner ausfällt, ist uns nicht bekannt. Um die Akkulaufzeit zu verlängern, steht ein Stromsparmodus bereit – oder Nutzer tauschen den Akku einfach schnell aus.
Wie lange hält der Akku des Shift 6mq durch? Das kommt natürlich auf die Nutzung an. Bei intensivem Dauergebrauch muss das Smartphone nach wenigen Stunden an die Steckdose. Bei 2 bis 3 Stunden am Tag reicht eine Ladung für etwa 1,5 bis 2 Tage.
Das Smartphone wird kabelgebunden über USB-C aufgeladen. Die modernen Schnellladetechniken Quick Charge 4.0 und Power Delivery 3 werden unterstützt. Bei uns hat der Akku etwas mehr als zwei Stunden benötigt, um das Handy im ausgeschalteten Zustand von 0 auf 100 Prozent zu bringen. Während des Ladevorgangs erwärmt sich das Gerät spürbar. Ein neuer Ersatzakku für das Shift 6mq ist für 18 Euro beim Hersteller zu bekommen.
Als Prozessor findet der nach wie vor schnelle Snapdragon 845 von Qualcomm Verwendung. Es handelt sich hierbei um den Flaggschiff-Prozessor aus dem Jahr 2018, der heute der Mittelklasse zuzuordnen ist. Ihm stehen im Shift 6mq als Arbeitsspeicher starke 8 GB und als Festspeicher okaye 128 GB zur Seite. Alternative Varianten werden nicht angeboten. Die interne Speicherkapazität kann über eine microSD-Karte um bis zu 2 TB erweitert werden, was einen echten Spitzenwert darstellt. Andere Hersteller dürfen sich hier gerne ein Beispiel nehmen.
Positiv fällt auch auf, dass das Smartphone zwei physische SIM-Karten unterstützt, was heute auch nicht mehr selbstverständlich ist. Eine virtuelle eSIM ist hingegen nicht vorgesehen. Die SIM-Karten springen automatisch aus ihrer Halterung, wenn der Akku aus dem Gerät genommen wird.
Beim Shift 6mq handelt es sich um ein 4G-Handy. Als neuester Mobilfunkstandard ist also nicht 5G, sondern LTE mit von der Partie. Falls das ein K.o.-Kriterium sein sollte, dann lohnt sich ein Blick auf das Fairphone 4 mit 5G-Unterstützung.
Im WLAN werden Netzwerke im gängigen Bereich von 2,4 und 5 GHz unterstützt. Wi-Fi 5 (802.11ac) ist als Standard mit dabei. Für Wi-Fi 6 war es nach der Entwicklung des Handys schon zu spät.
Das Shift 6mq als modulares Handy
Modular konzipierte Smartphones stellen die absolute Ausnahme dar. Bei den allermeisten Smartphones lässt sich selbst der Akku nicht mehr einfach auswechseln. Die Hersteller löten und kleben die Bauteile lieber fest, um Millimeter einzusparen und an Reparaturen mitzuverdienen.
Das ist bei Handys von Shift nicht der Fall, wie das Shift 6mq auf eindrucksvolle Weise zeigt. Auch ohne Schraubendreher kann die Rückseite vom Handy entfernt werden, um den Akku fix auszutauschen. Das Display lässt sich ebenfalls vom Gerät lösen, wenn der mitgelieferte Schraubendreher in die Hand genommen wird. Originale Ersatzteile lassen sich direkt beim Hersteller und über Drittanbieter beziehen.
Bei den Reparaturexperten von iFixit erhalten Shiftphones regelmäßig sehr gute Bewertungen. Auch das Shift 6mq stellt diesbezüglich keine Ausnahme dar.
Mit Sicherheits-Garantie: Software und Betriebssystem des Shift 6mq
Bei der Software geht Shift einen angenehm minimalistischen Weg. Unnötige Apps, wie bei vielen anderen Herstellern leider üblich, sind auf dem Handy so gut wie keine zu finden. Falls bei der ersten Einrichtung Ecosia statt Google als Standard ausgewählt wird, installiert sich die App der alternativen Suchmaschine gleichermaßen zusätzlich wie ungefragt. Eine eigene Shift-App ist hingegen nicht vorhanden, stattdessen stehen viele der bekannten Google-Applikationen bereit. Updates über den Play Store von Google sind schnell erledigt.
Besondere Tools oder Einstellungen für einen besseren Schutz der Privatsphäre konnten wir nicht ausfindig machen. Hier könnte Shift aus unserer Sicht in Zukunft nachbessern, wie es zum Beispiel der deutsche Hersteller Volla vorbildlich macht.
Das Shift 6mq wird auch im Dezember 2022 noch mit Shift OS 3.8 G ausgeliefert, das auf Android 10 basiert. Der letzte Android-Sicherheitspatch stammt von August 2022. Laut eigener Aussage ist ein Update auf Android 12 in Arbeit. Wann dieses erscheinen wird, ist noch nicht kommuniziert worden. Welche künftigen Android-Versionen es geben wird, hat Shift ebenfalls nicht öffentlich erläutert. Beim älteren Shift 5me hat es bis heute keine neue Android-Version gegeben, obwohl sich auch diese „in Arbeit“ befinden soll.
Im Sinne der Nachhaltigkeit auf Software-Ebene verspricht Shift beim 6mq ab Kaufdatum „eine 5-jährige Versorgung […] mit Security-Fixes und Patchlevel-Updates“. Interessant ist hierbei, dass tatsächlich das Kaufdatum als Startpunkt herangezogen wird und nicht – wie bei anderen Herstellern üblich – der Erscheinungstermin des Handys.
Fazit zum Shift 6mq: Lohnt sich das Handy?
Ja, durchaus. Das Handy ist zu empfehlen, wenn es ein möglichst nachhaltiges Gerät aus deutscher Produktion sein soll. Wer viel Wert auf tauschbare Akkus und ein modulares Design legt, wird mit dem Shift 6mq sicher glücklich werden. Es handelt sich um ein leistungsstarkes Smartphone, bei dem an mancher Stelle aber kleinere Abstriche gemacht werden müssen.
Ganz ehrlich: Das Shift 6mq ist das beste und nachhaltigste Smartphone aus deutscher Produktion, das derzeit auf dem Markt verfügbar ist. Wenn ein möglichst fairer und verantwortungsbewusster Umgang mit Zulieferern und Materialien in die Entscheidung mit einfließt, dann führt an dem Handy kein Weg vorbei.